Priester, die in Erdpreß Seelsorger waren

Priester, die seit Errichtung der Kirche in Erdpreß Seelsorger waren: 

(Johann Öttl, OSR Friedrich Wendy)

Pater Friedrich HLAWATSCH (1891 bis 1915):

Die Landwirtschaft, die zum Pfarrhof gehörte, (etwa 62 [[Joch (Maß)]] Ackerland und Weingärten) betrieb er noch mit einigen Arbeitern. Er hat die Gemeinde Erdpreß beim Neubau der Kirche eifrigst unterstützt, half beim Abfassen der Gesuche und bat erfolgreich um Spenden für das neue Gotteshaus. Viermal wöchentlich ging er nach Erdpreß zum Religionsunterricht oder um wochentags Gottesdienst zu feiern.

Die Pfarrchronik seiner Zeit ist ausführlich, interessant und in gestochener [[Kurrentschrift]] abgefasst. Der Teil der Chronik, den er schrieb, gibt Zeugnis von seinem Bienenfleiß und von seiner dichterischen Ader. Er schrieb über 70 wissenschaftliche Artikel, die in verschiedenen Zeitungen und Fachzeitschriften veröffentlicht wurden.

Am 5.9.1909 wurde der Erdpresser [[Burschenverein]] gegründet, der in den darauffolgenden Jahren bis zum Beginn des [[Ersten Weltkrieges]] eifrig Theater spielte. Der Verein spendete für die neue Kapelle zwei Fahnen.

Am 4. Februar 1915 verließ Pater Friedrich Hlawatsch wegen Krankheit Niedersulz. Fast 24 Jahre lang war er Pfarrer in Niedersulz und Erdpreß. Mit ihm verlor die Pfarre einen großen Freund der Jugend. Am 15. Juni 1942 starb er im 83. Lebensjahr in Heiligenkreuz. Er war nach seiner Tätigkeit in der Pfarre Niedersulz noch Sub[[prior]] und [[Archivar]] im [[Stift Heiligenkreuz]].

Pater Placidus von ARWAY (1915-1945 ):

Er hat die Landwirtschaft sofort nach seinem Amtsantritt verpachtet. Seine Amtszeit erstreckte sich über die Zeit des Ersten Weltkrieges, durch die furchtbare [[Zwischenkriegszeit]] bis zum Ende des [[Zweiten Weltkrieges]].

Es würde den Rahmen dieser Festschrift sprengen, auf die großen Probleme dieser Zeit einzugehen. Einige wichtige Ereignisse sollen doch erwähnt werden.

Im Ersten Weltkrieg waren etwa 45 Burschen und Männer aus Erdpreß eingerückt.18 von ihnen verloren zwischen 1914 – 1918 ihr Leben in [[Galizien]] und vor allem in den furchtbaren [[Isonzoschlachten]] in Italien. 

kriegerdenkmal
[[Kriegerdenkmal]]

 

24 Menschen, die in Erdpreß beheimatet waren, kamen durch den Zweiten Weltkrieg ums Leben. 20 Soldaten fielen auf den Schlachtfeldern zwischen Polarkreis und Nordafrika, vor allem in den unendlichen Weiten Russlands, zwei junge Männer wurden während der Kampfhandlungen in Erdpreß ermordet, zwei Buben Gewalttaten und Plünderungen, verunglückten durch eine Handgranate, mit der sie spielten. Das waren etwa 10% der Einwohner von Erdpreß. Dieser sinnlose Tod und die schrecklichen Kriegsereignisse in der Heimat, vor allem die Kampfhandlungen im Jahr 1945 und die grausamen, hinterließen tiefe, schmerzhafte Wunden in den Herzen der Überlebenden.

Pater Rudolf Frank

war gebürtiger Kärntner. Er stellte sich mutig gegen das NS-Regime und dürfte von seinen Ordensoberen anfangs 1945 in den Pfarrhof in Niedersulz in Sicherheit gebracht worden sein. Er war nur einige Wochen hier. Am 17.4.1945 fand er den Tod, als er Frauen und Mädchen, die sich in den Pfarrhof geflüchtet hatten, vor betrunkenen Russen zu schützen suchte.

In der Zeit von 1938 bis 1945, da Österreich gewaltsam dem Deutschen Reich angeschlossen war, war der Ton der Zeitungen und Zeitschriften religions- und kirchenfeindlich. Kirchliche Vereine wurden aufgelöst. Eifrigst wurde der Austritt aus der Kirche propagiert, allerdings mit geringem Erfolg in unseren Orten. Bald gab es einen empfindlichen Mangel an katholischen Lehr- und Gebetbüchern. Mit 1. Jänner 1939 traten die Standesämter an die Stelle der [[Matriken]]führung beiden Pfarrämtern.

Einige Feiertage wurden aufgehoben (Leopoldi, Maria Empfängnis, Dreikönig, Maria Himmelfahrt, Allerheiligen), Fronleichnam und Christi Himmelfahrt mussten auf den folgenden Sonntag verlegt werden. Die Feuerwehr durfte an keiner Prozession teilnehmen, [[Prozession]]en mussten dem Gemeindevorsteher angezeigt werden und durften nur auf kircheneigenem Grunde stattfinden. Den Lehrern wurde verboten, die Orgel zu spielen oder den Kirchenchor zu leiten. Mit 1.5.1939 wurden von den Bürgermeisterämtern die heiligen Messen auf Meinung der Gemeinde eingestellt.

Was die heiligen Messen für Dienstag in Erdpreß betrifft, hat die Gemeinde die Beistellung des Pferdefuhrwerkes für den Pfarrer eingestellt. Gläubige fuhren den Priester freiwillig von Niedersulz nach Erdpreß und zurück. Die Kirche bekam keine Zuwendungen mehr vom Staat. Die Pfarre musste selber die Kirchenbeiträge einheben. Grundlage dafür bildeten das Ausmaß der Ackerflächen oder die Höhe des Einkommens: bis 9 Joch – 3 RM, bis 13 Joch – 6 RM, bis 21 Joch und darüber – 15 RM.

In Erdpreß wurde am 29. November 1939 im Hause des Pfarrkirchenrates Schuller Nr. 9 die Einzahlung durchgeführt. Die Kirchenbeitragspflicht wurde von den Gläubigen nicht besonders begrüßt, das Ergebnis war trotzdem außerordentlich zufriedenstellend mit über 1.100 RM. Der Betrag von 1182 RM wurde der Finanzkammer der Erzdiözese überwiesen. 

ratschenbuben
Ratscherbuben in Erdpreß, 1941/42 

 

Auch in den nächsten Jahren wurden die Kirchenbeiträge von der Pfarre eingehoben. Nur eine Familie aus Erdpreß hat den Kirchenbeitrag nicht bezahlt.

Am 12. Februar 1940 feierte Hochw. Placidus von Arway sein 25-jähriges Pfarrerjubiläum. Am 6. August 1940 feierte der Herr Pfarrer in körperlicher und geistiger Frische seinen 80. Geburtstag.

Am 11.10. 1945 verließ Pater Placidus die Pfarregemeinde Niedersulz. Er hat die Pfarre 30 Jahre hindurch betreut.

Von 1938 bis 1945 war Pater Adolf Niemetz Kaplan. 

Monsignore Professor Dr. Josef KOCH (1945 – 1986):

Er wurde am 14. Oktober 1915 in Saitz in [[Südmähren]] geboren, maturierte 1934 mit Vorzug in Brünn und studierte Theologie in Brünn und Prag, wo er 1939 zum Priester geweiht wurde. In der Nazi-Zeit, in einer für Priester sehr schwierigen Zeit, wirkte er vorerst als Kaplan in Znaim und Töstiz, dann in Muschau, wo er knapp nach Kriegsende das unermessliche Leid der Vertreibung der Deutschen aus der damaligen [[CSSR]] miterlebte. 

schulklasse1948
Schulklasse in Erdpreß, 1948 

 

Im Herbst 1945 fanden er und seine Mutter in Niedersulz eine neue Heimat. Er wurde Administrator der Pfarre Niedersulz.

Seine Aufgaben als Seelsorger und Pfarrer nahm er sehr ernst. Seine Gottesdienste und seine Predigten waren immer bestens vorbereitet. Er hatte ein umfangreiches theologisches Wissen, war sehr konsequent und hatte eher eine konservative Grundhaltung. Die Nachkriegsgeneration hat er im kirchlich-religiösen Bereich nachhaltig geprägt. Er kümmerte sich um die jungen Menschen, spielte mit ihnen Theater, unternahm mit ihnen Ausflüge, gründete die katholische Männerbewegung, hatte immer eine große Ministrantenschar und war bemüht, die kirchlichen Neuerungen des 2. Vatikanischen Konzils in seiner Pfarre umzusetzen. In den Fünfzigerjahren krönte er sein Theologiestudium mit dem Doktorat. Jahrelang wirkte er segensreich als Religionsprofessor an der Lehrerbildungsanstalt der Schulbrüder in Strebersdorf und an Wiener Gymnasien.

Trotz seiner vielfältigen Aktivitäten als Seelsorger und Lehrer war er rastlos und unermüdlich für alle Belange der Heimatvertriebenen tätig.

Er war bis zu seinem Tod Obmann der Südmährer in Österreich und Bundesobmann der [[Sudetendeutsche]]n Landsmannschaften. Denkmal seiner großen Heimatliebe ist der Südmährerhof im Museumsdorf Niedersulz, dessen Errichtung sein Verdienst ist.

 

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  Segnung der Schule, 1965 

Ab 1974, schon durch eine langjährige schwere Krankheit geschwächt, betreute er auch die Pfarre Loidesthal.

Ab dem Jahr 1972 feierte er auch jeden Sonntag in Erdpreß eine heilige Messe. Pfarrer Koch hat durch sein konsequentes Wirken und seine Ausdauer seiner Pfarre ein starkes Gepräge gegeben. Sein Wirken wurde von kirchlicher und staatlicher Seite mit hohen Titeln und Auszeichnungen gewürdigt.

Er war Ehrenbürger und Träger des Ehrenringes der Gemeinde Sulz im Weinviertel, bekam den Titel [[Monsignore]] und es wurde ihm das deutsche Bundesverdienstkreuz Erster Klasse verliehen. Prof. Dr. Koch war der letzte Priester, der im Pfarrhof Niedersulz wohnte. 

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Erstkommunion, 1970 

Er starb am 7. Juli 1986 und wurde in einem Ehrengrab im Ortsfriedhof Niedersulz bestattet.

Pater Johannes KOVACS (1986-1990):

Er sei besonders erwähnt, weil er es durchsetzte, dass das ALLERHEILIGSTE im [[Tabernakel]] der Kirche in Erdpreß ständig zugegen ist. Am 12. Juli 1987 feierte Pater Kovacs das Silberne Priesterjubiläum.

Miklos SANTHA (1990-1993)

Neben seiner großen Pfarre Hohenruppersdorf betreute er auch Niedersulz und Erdpreß, bis er nach dem Tod von Pfarrer Professor Wilhelm Wenzel Martinsdorf übernehmen musste. 

Konsistorialrat Engelbert KOHL (1993-1998):

Eine schwere Last hatte er mit der Pfarre Niedersulz-Erdpreß übernommen, später kam auch noch die Pfarre Obersulz-Blumenthal zu seinem Tätigkeitsbereich. Seine Hauptaufgabe war aber die religiöse Betreuung der Garnison Baden als Militärdekan. Die Belastung für ihn war übermenschlich. Es fiel ihm ungemein schwer, Zeit für die seelsorgerische Betreuung seiner Pfarren zu erübrigen. Er starb unerwartet während eines eintägigen Urlaubs in einer Gondel der [[Dachstein]]seilbahn.

 

Der Aushilfspriester

Franz BIERBAUMER (1998/99)

(damals Feuerwehrkurat in Wien) ging in die Geschichte der Pfarre ein, weil er mit Erlaubnis des Bischofs die dritte Glocke von Erdpreß weihte.

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Glockenweihe, Franz Bierbaumer

 

Vasile CIOBANU (1999 – 2002):

Der Gastpriester aus Rumänien war ein wahrer Segen für die Pfarrgemeinde. Er konnte den ziemlich erloschenen Kontakt zu den Kindern der Pfarre mit natürlichem Humor neu anbahnen. Viele Pfarrmitglieder schöpften neue Hoffnungen. Doch neben seinem Doktoratsstudium an der Universität wurde auch ihm die Betreuung der fünf Ortschaften der Pfarren Niedersulz und Obersulz zu viel. Er wurde Kooperator in der Pfarre St. Anton, in Wien X. Bald hatte er sein Studium abgeschlossen, und er kehrte 2004 nach Rumänien zurück.

Mag. Erich KLINGER (seit 2002): 

Am 1.9.2002 beginnt für die beiden Pfarren, und somit auch für Erdpreß, ein neuer Abschnitt – Pfarrer Mag. Erich KLINGER tritt seinen Dienst an. Als erster Eindruck steht in der Chronik: „Er ist sehr direkt und geht auf die Menschen zu. Er ist humorvoll, kontaktfreudig, unermüdlich für die Menschen seiner Pfarre tätig und ein echter Freund der Kinder.“

Es ist eine sehr schwierige Aufgabe, fünf sehr weit verstreute Orte seelsorglich zu betreuen. Viel Kraft und Freude und Idealismus sind dazu notwendig.